FALL

Eine 52-jährige Patientin stellt sich wegen einer langsam zunehmenden, festen Schwellung im Halsbereich vor. Sie berichtet über ein Druckgefühl, Schluckbeschwerden und gelegentliche Heiserkeit. Bei der klinischen Untersuchung fällt eine derbe, nicht verschiebliche Schilddrüse auf, ohne Knoten oder Zeichen einer Schilddrüsenüber oder -unterfunktion. Sonografisch zeigt sich eine echoarme, homogene Vergrößerung. 

Krankheitsbild

  • Wie lautet deine Verdachtsdiagnose?

    Akute bakterielle Thyreoiditis

  • Wie sieht das Krankheitsbild aus?

    Die akute bakterielle Thyreoiditis ist eine seltene, aber ernstzunehmende Entzündung der Schilddrüse, die durch eine bakterielle Infektion ausgelöst wird. Sie tritt meist einseitig auf und ist durch einen plötzlichen Beginn mit hohem Fieber, Schüttelfrost und einem ausgeprägten Krankheitsgefühl gekennzeichnet. Klinisch zeigt sich eine schmerzhafte, gerötete und geschwollene Region im Bereich der Schilddrüse, die bei Berührung deutlich druckdolent ist. Typischerweise verstärken sich die Beschwerden beim Schlucken, und die Schmerzen können in benachbarte Regionen, zum Beispiel in den Kiefer oder das Ohr, ausstrahlen. Häufig bestehen zusätzlich Dysphagie, eine lokale Überwärmung und gelegentlich eine tastbare Fluktuation, die auf eine beginnende Abszessbildung hinweist.

  • Welche diagnostischen Maßnahmen sind notwendig?

    Die Diagnose wird auf Basis der klinischen Symptome sowie ergänzender Untersuchungen gestellt. Eine körperliche Untersuchung zeigt in der Regel eine einseitige, druckschmerzhafte Vergrößerung der Schilddrüse mit lokalen Entzündungszeichen. Im Labor finden sich deutlich erhöhte Entzündungsparameter, insbesondere eine Leukozytose und ein stark erhöhtes C-reaktives Protein (CRP). Die Sonografie der Schilddrüse liefert wichtige Hinweise auf die Ausdehnung der Entzündung und mögliche Abszessbildungen. Typischerweise zeigt sich ein echoarmes, inhomogenes Areal mit eingeschränkter Vaskularisation. Bei Verdacht auf eine bakterielle Genese sollte eine Feinnadelaspiration durchgeführt werden, um eitriges Sekret zu gewinnen und den Erreger mikrobiologisch nachzuweisen. Eine Szintigrafie ist in der Regel nicht erforderlich, kann aber zur Abgrenzung von anderen Formen der Thyreoiditis beitragen.

  • Wie sieht die Behandlung aus?

    Die Therapie der akuten bakteriellen Thyreoiditis sollte unmittelbar nach Diagnosestellung eingeleitet werden, da Komplikationen wie Abszessbildung, Mediastinitis oder Sepsis drohen. In der Regel wird eine intravenöse Behandlung mit einem Breitbandantibiotikum begonnen, das gegen grampositive Erreger wirkt. Nach Vorliegen des Antibiogramms kann die Therapie gezielt angepasst werden. Bei nachgewiesener Abszessbildung oder bei klinischer Verschlechterung trotz Antibiotikagabe ist eine chirurgische Drainage erforderlich. Unterstützend werden Schmerzmittel und Antipyretika verabreicht.